Der HERR heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden

Psalm 147, 3

 

Auf der Suche nach ein paar guten Gedanken für unseren Gemeindebrief, bin ich bei Silke Niemeyer in dem Heft: „Ein Weggeleit 2024“ fündig geworden. Es ist der „Monatsspruch“ für August – wir verlängern also etwas die „Sommerzeit.“
How can you mend a broken heart?
Wie kann man ein zerbrochenes Herz heilen? Das sangen die legendären Bee Gees 1971 mit herzzerreißendem Sound.

How can you mend a broken heart?
How can you stop the rain from falling down?
How can you stop the sun from shining?
What makes the world go round?

Ist es ein Selbstgespräch? Ist es eine Klage an die ganze Welt? Ist es eine Frage an den Therapeuten? Oder ist es ein Gebet? Wie auch immer, die Antwort ist schonungslos: Es ist so, als wollte man den Regen vom Fallen abhalten und die Sonne vom Scheinen. So fühlt es sich jedenfalls an, wenn einem das Herz bricht: Es wird nie wieder gut. Die Welt bleibt stehen. Das Leben verliert seinen Sinn. Es ist nicht nur eine Redensart, dass einem Menschen das Herz bricht. Das „Broken- Heart-Syndrom“, das Menschen in großem Kummer überwältigen kann, gleicht einem Herzinfarkt und kann in seiner akuten Phase in seltenen Fällen tödlich sein. Es heißt auf Ärztisch „Tako-Tsubo-Kardiomyopathie“, denn die japanischen Mediziner, die die typische Herzspitze entdeckten, dachten beim Anblick an eine Tintenfischfalle.
How can you mend a broken heart?


Will, wer so klagt, eigentlich eine Antwort? Klar, wenn ich mich mit Tako-Tsubo auf der Intensivstation befinde, dann bestimmt. Dann will ich eine kompetente Ärztin haben, die weiß, wie sie meinen Herzmuskel wieder hinkriegt. Aber ansonsten kann ich triviale Herzmonteure nicht leiden, die mir Rezepte geben, wie ich meinen Herzschmerz heile – mit Achtsamkeit, ohne die geht heutzutage gar nichts mehr, oder mit viel Bewegung, oder mit kleinen Glücksmomenten jeden Tag. Weiß ich, alles nicht verkehrt, hab ich tausendmal gehört. Das tausenderste Mal weckt nur meinen Zorn, der, verdammt nochmal die Würde des Kummers verteidigen will – die Liebe zu dem Menschen, den ich verloren habe, oder die Schönheit des Lebens, das hin ist. So einfach geht das nicht mit der Herzreparatur. Darf es gar nicht. Will ich auch nicht.
DER HERR heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.
Er zählt die Sterne und nennt sie alle mit Namen. Er sendet sein Wort, da schmilzt der Schnee; er lässt seinen Wind wehen, da taut es. Das ist auch aus einem Song, einem Psalm von Menschen, die Krieg und Vertreibung überlebt haben. Sie singen über sich selbst. Es ist gesungenes Vertrauen – ein Vertrauen, das vielleicht erst im Singen entsteht. Eine Antwort auf die Frage der Bee Gees? Eine zweite Strophe?
Der fast unmerkliche, aber entscheidende Wechsel ist der vom „how“ zum „who“, vom „wie“ zum „wer“: Gott heilt, wo Menschen nicht wissen, wie. Was für eine Befreiung vom anstrengenden Selbstheilungskrampf. Ich kann mein zerbrochenes Herz nicht heilen. Und ich muss es auch nicht. Ich ergebe mich dem Vertrauen:
Heilung kommt von Gott. Ich weiß nicht wie, aber sie kommt.

Silke Niemeyer


Ihr/Euer Volker Sturm