Zu dir rufe ich, HERR;
denn Feuer hat das Gras der Steppe gefressen,
die Flammen haben alle Bäume auf dem Feld verbrannt.
Auch die Tiere auf dem Feld schreien lechzend zu dir;
denn die Bäche sind vertrocknet.

Joel 1,19-20
Monatsspruch Mai 2025

Warum?
Warum lässt du das zu?
Diese sogenannte Theodizeefrage ist eine der wohl häufigsten Fragen, die an Gott gerichtet wird. Oft wird sie in einer existentiellen Krise gestellt und verschärft diese. Bisher hat der Glaube getragen, war ein stabiles Fundament für mein Leben. Nun scheint auch er noch ins Wanken zu geraten. Warum, Gott, warum?
Ich stelle mir manchmal vor, dass nicht nur wir Menschen, sondern auch Gott selbst in existentielle Krise geraten kann.


Zum Beispiel, wenn er auf die Erde schaut und seine Schöpfung sieht. Wenn es so wäre, dass Gott im Himmel sitzt, könnte er selbst von sehr weit oben erkennen, dass etwas nicht stimmt. Braun und Grau, wo einmal Grün und Blau zu sehen war. Asche überwächst das Leben.
Gott ist erschüttert, einmal hat er an die Menschen geglaubt, hat sie zu Ebenbildern ernannt. Hat ihnen die Erde anvertraut, damit sie bebauen und bewahren, was er erschaffen hat.
Und nun muss er zusehen, wie sie die Erde aufheizen. Wärmer und wärmer wird die Luft und entzieht dem Boden das Wasser. Länder werden dürr, Wälder brennen, während anderswo Wolken sich auftürmen, Luftmassen aufeinander treffen und Sintfluten sich über die Erde ergießen. Gott beginnt an den Menschen zu zweifeln. Sie sind es doch, die seine Schöpfung bewahren könnten!
Warum?, fragt er. Warum lasst ihr das zu? [... ]
Zu euch rufe ich, Menschen, denn Feuer hat das Gras der Steppe gefressen, die Flammen haben alle Bäume auf dem Feld verbrannt. Auch die Tiere auf dem Feld schreien lechzend zu euch; denn die Bäche sind vertrocknet. Warum , Menschen, warum lasst ihr das zu?
Der Weltüberlastungstag etwa: In Deutschland war er im Jahr 2023 schon Anfang Mai. Nach gut einem Drittel des Jahres hatten wir verbraucht, was die Erde für uns hervorbringt. Das bedeutet: Wenn alle Menschen so leben wollten wie wir hier, dann bräuchten wir drei Erden.
Ich frage mich: Nehme ich wahr, was ich beitragen könnte, um die Erde zu bewahren? Oder ist der eigene Luxus so normal geworden, dass ich meine, ich hätte ein selbstverständliches Recht darauf?
Dass sich das Klima wandelt, ist menschengemacht. Ich stelle mir vor, dass Gott daran verzweifelt. Werden wir ihn hören, wenn er uns fragt: Warum lasst ihr, warum lässt du das zu?

Entnommen aus „Im Spielraum des Guten“
Inspirationen zur Jahreslosung und den Monatssprüchen von Tina Willms



Ihr/Euer Volker Sturm